Schopenhauer’s Buddhism: A Historical-Philosophical Inquiry
stellt den ersten Versuch dar, zu untersuchen, was Buddhismus für Schopenhauer bedeutete, welche Art von Buddhismus er im Sinn hatte und wie der Buddhismus seine Philosophie geprägt hat. Zu diesem Zweck berücksichtigt dieses Buch Schopenhauers Lektüre über den Buddhismus. Es zeigt, wie die Assimilation buddhistischer Grundsätze durch seine Quellen ihn dazu veranlasste, das buddhistische Konzept der Palingenese ab der zweiten Auflage von Die Welt als Wille und Vorstellung
in sein System zu integrieren. Dies führte zu einem neuen Verständnis seiner Metaphysik, das im Widerspruch zum ersten Entwurf in der ersten Auflage von 1819 steht. Die meisten Forscher behaupten, dass Schopenhauer den Buddhismus lediglich verwendet, um sein System von 1819 zu bestätigen. Stattdessen argumentiert diese Studie dafür, dass seine Integration der buddhistischen Palingenese zeigt, wie der Buddhismus ihn auch dazu angeregt hat, neue Ideen zu entwickeln.
In diesem Buch werden Schopenhauers philosophische Positionen sowie seine Lektüre buddhistischer Werke chronologisch analysiert. Es ist in vier Hauptkapitel unterteilt. Das erste Kapitel, "Schopenhauer’s Philosophy and Readings on Buddhism until 1818: the Early Years", untersucht die wenigen buddhistischen Quellen, die Schopenhauer vor 1818 las, sowie die grundlegenden Gedanken der ersten Ausgabe von Die Welt als Wille und Vorstellung, wie den Willen, das Genie, die Ethik des Mitgefühls und den Asketen. Es befasst sich auch mit der Geschichte der Orientalistik ab dem 17. Jahrhundert, wobei der Schwerpunkt auf der Rezeption indischer Kultur durch die deutsche Romantik liegt.
Das zweite Kapitel, "From 1818 until 1844: Religion, Genius, and Nirvana", verdeutlicht, dass Schopenhauer durch seine Lektüre buddhistischer Schriften bis zum Erscheinen des zweiten Bandes von Die Welt als Wille und Vorstellung
im Jahr 1844 den Unterschied zwischen Mahayana- und Theravada-Buddhismus sowie zwischen Buddhismus und Brahmanismus erkannte. Es zeigt auch, dass Schopenhauer in einigen Passagen von Die Welt als Wille und Vorstellung
aus dem Jahr 1844 seine Theorie des Todes in Begriffen der buddhistischen Palingenese zu beschreiben scheint. Während Schopenhauer in Die Welt als Wille und Vorstellung
von 1819 die brahmanische Metempsychose nur als Mythos betrachtet, scheint er in der zweiten Auflage von 1844 tatsächlich an die Palingenese zu glauben. Darüber hinaus verdeutlicht das Buch auch, dass Schopenhauer ab der zweiten Auflage mit der Lehre von Nagarjuna vertraut war, dass alles, was existiert, substanzlos ist, das heißt, es gibt keine unveränderliche Substanz in der Welt, sondern alles ist vergänglich.
Das dritte Kapitel, "From 1850 Onwards: Asceticism, Negation, and the Ultimate Reality", untersucht die möglichen Konsequenzen, die spekulativ aus Schopenhauers Integration der buddhistischen Palingenese in sein System abgeleitet werden können. Meine Hypothese ist, dass Schopenhauer die Palingenese als die ultimative Realität betrachtet, was auf die Möglichkeit des Entstehens eines neuen Systems innerhalb von Schopenhauers vorherrschendem System basierend auf dem Konzept des Ding an sich hinweist. In diesem möglichen neuen System scheint kein Platz mehr für den Monismus des Ding an sich zu sein. Anstelle einer einzigartigen Substanz, die sich in der Welt entfaltet, wie es in Die Welt als Wille und Vorstellung
von 1819 der Fall ist, zeigt die Realität eine Vielzahl von Wesen, die viele Existenzen zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten leben. Es gibt viele Individuen, von denen jedes seinen eigenen Willen hat und im Tod einen neuen Intellekt erhält. Daraus folgt, dass in diesem neuen System das principium individuationis nicht mehr eine illusorische Welt zeigt, sondern die Welt, wie sie ist, und die kantische Unterscheidung zwischen Ding an sich und Erscheinung nicht mehr gültig ist. Die Welt, die wir jeden Tag erleben, ist die wahre Welt und existiert in Raum und Zeit. Sobald der Wille sich verneint hat, wird die Palingenese des einzelnen Individuums enden. Sowie der Buddhist, der Nirvana erreicht hat, nicht mehr wiedergeboren wird, wird auch der individuelle Wille, der sich verneint hat, sein Dasein für immer beenden.
Das vierte und letzte Kapitel, "The Legacy of Schopenhauer’s Buddhism: Wagner and Nietzsche", konzentriert sich auf Schopenhauers Erbe in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und analysiert den Einfluss von Schopenhauers Buddhismus-Auffassung auf die Vorstellungen von Buddhismus bei Wagner und Nietzsche, den größten Anhängern Schopenhauers. Die Lektüre von Schopenhauers Werken regte sowohl Wagner als auch Nietzsche zum Studium des Buddhismus an. Sowohl Wagners Weltanschauung als auch seine Auffassung des Buddhismus spiegeln vollständig diejenigen Schopenhauers wider. Wie bei Schopenhauer war Wagner hauptsächlich an der Palingenese interessiert, die er wie Schopenhauer als Realität und nicht als Mythos zu betrachten schien. Auch wenn Nietzsche Schopenhauers Weltanschauung nur in seinen frühen Schriften übernahm und sie sowie die Wagners als Nihilismus in seinem späten Denken ablehnte, blieb Nietzsches Auffassung des Buddhismus in seinen Werken durchweg schopenhauerisch. |